Kriegskrüppel 1918-1945
Sechs Millionen deutsche Soldaten und mehr als 800 000 Kriegsgefangene kehrten von Ende 1918 an zurück.
Besonders schwer hatten es die 1,5 Millionen Kriegsbeschädigten, damals "Kriegskrüppel" genannt. "Das Kinn ist weggeschossen, und Nase und Oberlippe hängen frei in der Luft. Oder nur ein halbes Kinn fehlt. Und dafür eine Nasenhälfte der Länge nach", so beschrieb der Schriftsteller Joseph Roth, der in Berlin lebte, den Anblick.
„Oder quer durch das ganze Gesicht fuhr eine Granate spazieren, und ihr Führungsring blieb im Ebenbilde Gottes haften, im Antlitz eines weißen Menschen. Oder irgendeinem fehlt der Mund, die Lippen fehlen, die Lippen, mit denen er küssen, flüstern konnte."
Der Anblick bewegte das Volksgemüt. Mitleid und Abscheu mischten sich. Manch einer nahm den Überlebenden ihr Aussehen übel. Mancher sogar ihr Überleben.
„Die Heimkehrer fühlten den Vorwurf in den Blicken der Hinterländler: 'Was sucht ihr hier? Warum seid ihr nicht tot?'", schrieb 1923 der österreichische Psychoanalytiker und Schriftsteller Fritz Wittels, der fünf Jahre lang als Militärarzt gedient hatte.
Die Toten lagen auf dem Feld der Ehre, sie waren immerhin als Helden zu gebrauchen, an ihnen konnte man sich aufrichten. Die Kriegsversehrten lagen in ihren Betten – wofür haben sie überlebt?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen