Freitag, 19. Januar 2024

19.01.2024, Freitag - Portrait Rainer Gebauer (1979)


Das Portrait

Rainer Gebauer

Kreisvorsitzender der Jungen Union Heilbronn-Land

und Student

Von Jürgen Dieter Ueckert

Er fühlt sich als Neckarsulmer - „weil ich hier aufgewachsen bin“. Das sagt bewußt Rainer Gebauer, der in Heilbronn am 24. Mai 1957 geborene - und derzeit in Würzburg studiert. Das Licht dieser Welt erblickte Gebauer in einer Heilbronner Klink in der Lerchenstraße. Die Familie der Gebauers stammt aus Sudentenland. Der Großvater war Schuhmachermeister. Für den galt als Arbeit und Familie“, so sagte der Enkel heute, „Er hatte bis zu seinem Lebensende geschuftet, praktisch bis er den Löffel hinlegen musste.“

Der Vater Rainer Gebauers – Sohn jenes erwähnten Schuhmachermeisters – arbeitet als technischer Angestellter in Heilbronn. Die Mutter stammt aus einer Heilbronner Familie und ist heute als Hausfrau tätig.  Ein weiteres Familienmitglied ist eine zwölfjährige Schwester.

„Ich wuchs im katholischen Milieu auf und war seit frühester Kindheit vom christlichen Glauben geprägt.“ Und Rainer Gebauer war  von seinem Glauben begeistert. Kindliche Frömmigkeit, Heiligengeschichten, das absolute „Gut-Sein-Wollen“ – das bewegte der Jugendlichen. „In der Pubertät wuchsen dann die Zweifel und Vorbehalte gegen die Hierarchie in der katholischen Kirche. Vor allem drückte sich das in der Ablehnung des Papsttums aus.“

Mit zehn Jahren trat Gebauer den katholischen Pfadfindern bei („Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg“). „Freizeiten im Sommer, die Ordnung und auch die Unterordnung, Leitbilder annehmen – das begeisterte mich. Für mich als Einzelkind damals – so sehe ich das heute  – war das sehr wichtig.“

Gebauer ist immer noch sehr aktiv im kirchlichen Leben tätig. „In der Schulzeit war ich in einem Liturgieteam tätig. Wir haben versucht, der Kleinwelt einer Kirchengemeinde, die uns sehr verkrustet erschien, eine neue Form zu geben. Jazzmessen wurden abgehalten. Wir lasen  auch mal Texte von Karl Marx und Mao Tse Tung. Um zum Denken anzuregen. Wir wollten  einfach  etwas auf die Füße stellen, etwas bewegen  in der Nachfolge des Zweiten Vatikanischen Konzils.“

 Gebauer liest ab und zu seiner katholischen Kirchengemeinde Texte aus der Bibel vor. Das heißt für ihn, er ist „Lektor“ in seiner Gemeinde tätig. Erinnerungen an seine Kindergartenzeit – das sind ein Leben in einer christlichen Sphäre. Das heißt für Gebauer in seiner Studienzeit momentan in Würzburg, „weil an jeder Ecke eine Nonne steht – und da weiß ich, dass man sich auf die verlassen kann.“

 Schon im Alter von zehn Jahren begann Rainer Gebauer sich für Politik zu interessieren. „Die Tode Adenauers und Kennedys, ich erinnere mich genau daran, machten mich sehr betroffen.“ In seiner Klasse war er der einzige, der mit elf Jahren schon die Tageszeitung las.

 „Damals war ich rein emotional schon der CDU nahestehend, obwohl ich in dieser Zeit keiner politischen Organisation angehörte. Eine Kusine meiner Mutter war acht Jahre hindurch Sekretärin Adenauers. Und die erzählte vom ‚Alten‘, ihrem Chef. Da konnte ich vieles erfahren, was der Normalbürger nicht wissen konnte.“

Von 1967 bis 1976 besuchte Rainer Gebauer das Albert-Schweizer-Gymnasium in Neckarsulm. „Ich würde mich als Menschen einstufen, der immer fleißig gearbeitet hat.  Die Schule  hatte ich nie als Last empfunden. Ich würde sogar sagen, ich war dankbar, soviel lernen   zu können. Die Mitschüler, die ihre Schulzeiten angekotzt hatten, die nicht weitermachen wollten, die habe ich nie verstanden.“

 Gebauers Jahrgang war das „Experimentier-Kaninchen“ für die Oberstufenreform. Deutsch und Französisch waren Gebauer Schwerpunktfächer. „Ich hatte einen hervorragenden Deutschlehrer, der uns beibrachte, zu formulieren, Texte zu begreifen und zu interpretieren. Ich habe sehr viel Nutzen daraus gezogen.“ Erfolg für seine fleißige Schularbeit: Rainer Gebauer erhielt beim Abitur den Scheffel-Preis für die beste Deutschnote - und hinzu noch einen Preis für gute Leistungen.

 „Für mich selber hatte ich nach dem Abitur aus christlichen Motiven kurz überlegt, den Wehrdienst mit der Waffe zu verweigern. Aber dann habe ich die Bundeswehrzeit doch bewusst angenommen. Ich wollte mich nicht drum herumdrücken.“ Gebauer kam in eine Panzerkompanie, „die für Außenstehende oft das Image von Seemannsleuten und Messerstechern haben kann.“

Trotz den ‚rauen Klimas‘ wurde Gebauer zum Vertrauensmann gewählt. Das Problem Alkoholismus seiner Kameraden versuchte er im „Kleinkampf“ anzugehen. Gebauer sieht – heute im Range eines Fähnrichs – sich trotzdem als „kritischer Soldat“.

 „Ich habe auch  gesehen, wie manche unteren Dienstgrade versuchten, Menschen kaputt zu machen oder Soldaten zu diskriminieren. Was mich am meisten ärgerte war, dass Abiturienten, die sich als Intellektuelle aufgeführt haben, so versagt haben, einfach resignierten, ihre Zeit absaßen, um auf den Studienplatz zu warten.“

Verschiedene Berufe standen für Gebauer nach dem Wehrdienst zu Diskussion: Katholischer Priester („Die Frage hatte ich für mich auszudiskutieren, grundsätzlich. Nicht nur wegen des Zölibats. Ich glaube, dass die katholische Kirche viele aktive Laien benötigt.“). Lehrer („Auf keinen Fall. Der Beruf ist mir schon in der Jugendzeit aufgestoßen.“). Oder Jurist („Ein Berufsbild, das nicht von vornherein so stark festgelegt ist. Von persönlichen Ambitionen und der politischen Arbeit hergesehen entschloss ich mich dazu“). Gebauer studiert jetzt im dritten Semester Rechtswissenschaften in Würzburg.

Zur Jungen Union kam Rainer Gebauer 1974. „Der Neckarsulmer Ortverband bestand damals aus drei Personen, die sich nur mit sich selbst beschäftigten.“ Kommissarisch leitete Gebauer die Junge Union in Neckarsulm und hatte bei Landtags- und Bundestagswahl 1976 schon vierzig Mitglieder im CDU-Ortsverband.

 „Wir brachten auch kommunalpolitisch etwas in Bewegung und erschreckten nicht davor zurück, den Oberbürgermeister Dr. Erhard Klotz von der SPD anzuschießen.“ Gebauer bemängelt heute: „Der Gemeinderat besitzt nicht das Bewusstsein, eine Kontrollorgans der Verwaltung zu sein. Die Fraktionen bemühen sich zu wenig, ihre politischen Linien herauszustreichen. Politik ist reduziert auf den Glanz eines selbstbewussten OB‘s.“ Für den Kreistags- und Gemeinderatswahl im Herbst 1979 will Gebauer kandidieren, um endlich seine Politik auch parlamentarisch umzusetzen.

Noch heute ist Gebauer Vorsitzender des Junge-Union-Ortsverbandes Neckarsulm. Außerdem ist er Beisitzer im CDU-Stadtverband Neckarsulm und Ersatzkandidat (Platz 13) auf der Europa-Landesliste der CDU.

Mitglied seiner Partei war Gebauer 1976 geworden. Stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union im Kreisverbandes Heilbronn-Land wurde er 1976. Im Januar 1978 wurde er zum Junge-Union-Vorsitzenden im Unterland gewählt. Im Januar 1979 Wiederwahl.

„Wenn einige Menschen mich als Linken in der Jungen Union bezeichnen, ist das infam. Ich versuche, ein christlicher Demokrat zu sein. Die Schlagworte ‚konservativ und liberal‘, das ist für mich zu wenig. Ich verstehe den christlichen Auftrag als Hefe in meiner Partei. Die Konzeption einer CDU als Volkspartei finde ich nicht schlecht. Ein Zurück zu einer Zentrumspartei lehne ich ab. Vielleicht ist man mal soweit, wenn man zu viele Frustrationen erlebt hat.“

 Die Junge Union hatte in den vergangenen Jahren sehr viele Mitglieder gewonnen. Hat die Organisation das verkraftet? Rainer Gebauer kritisch: „Verarbeitet hat die Junge-Union-Organisation das noch nicht. Die Zielsetzung hat nicht durchgeschlagen. Wir stehen heute einer Masse von Leuten da, die man auf Grillfesten und Discos geworben wurden, denen man aber nicht geholfen hat. Die scheinbar heile Welt der Discos und John Travolta’s, die Flucht in einen Narzissmus – das schlägt sich natürlich auch auf eine politische Organisation der Jungen Union  nieder, die eine viertel Million Mitglieder hat. Wir müssen in voller Schärfe vermitteln, worum es uns bei der Jungen Union geht.“

„Eine Politik für die Freiheit – Glück für die Menschen“ – dieser CDU-Slogan für die Europa-Wahl wurde jetzt von der christliche Partei abgelehnt. Gebauer: „Ich finde den Slogan nicht so schlecht. Wir müssen auch dem Menschen Hoffnung geben, unsere Alternative herauszustellen. Uns fehlt manchmal die Gelassenheit, die den Christen eigen sein sollte. Ich bin trotzdem der vollen Überzeugung, dass wir Christdemokraten, längerfristig gesehen, die bessere Weltanschauung haben. Wenn wir wollen, dann sind wir auf der Siegesstraße.“

 Neckar-Express, Nummer 3, Seite 4

Donnerstag, 15.02.1979

 

 

 

 

 

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