Toleranz in Heilbronn?
Von 1873 bis 1877 wurde in Heilbronn eine Synagoge gebaut. Direkt an der Prachtstraße Allee stand sie - dort, wo heute ein Kinocenter und ein großer Parkplatz angesiedelt sind. Vor dem Eingang zur Synagogengasse erinnert eine Eisenskulptur an die Kuppel dieser Heilbronner Synagoge, die in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht“, von Heilbronner Bürgern angezündet wurde.
Eine Nacht, an die sich viele ältere Mitbewohner Heilbronns noch genau erinnern können. Auch an jene, die damals die Brandfackeln trugen. Nazi-Schergen sagt man heute so leichthin. Verbrecher waren es, die nie so recht für ihr Tun zur Rechenschaft gezogen wurden. Was vor über 147 Jahren an der Allee Heilbronns in einem pseudo-toleranten Klima entstehen konnte, so frage ich mich oft, kann das heute auch noch entstehen?
Sind die Heilbronner Bürger heute auch so tolerant, dass sie dem Vorhaben, an ihrer Prachtstraße ein Gotteshaus für Juden oder Moslems zu bauen, zustimmen würden? Synagogen gab es nicht nur in Heilbronn. Auch in vielen kleineren Städten und Gemeinden der Region waren sie einst zu finden. Wenn aber heute Moslime ein Gotteshaus in einer Gemeinde bauen wollen, dann werden sie in Industriegebiete mit ihrem Vorhaben verwiesen.
Eine Moschee an der Allee? Dieser Gedanke kam bisher nicht auf. Obwohl dieser Bau in der Nachfolge der verbrannten Synagoge nur vom toleranten Geist in dieser Stadt am Neckar zeugen würde. Aber den verbannen viele lieber ins Theater, wenn Lessings Theaterstück „Nathan der Weise“ gespielt wird. Dort ein paar Tränen ob des schönen Toleranzgedankens unter den drei Weltreligionen abzulassen, das ist immer noch bequemer als sich mit dem Anliegen einer moslemischen Gemeinde zu befassen.
Wer gebetsmühlenartig an die Verbrechen aus der braunen Vergangenheit erinnert, ohne sich den Gegenwartsproblemen zu stellen, der ist nichts als ein Heuchler. Und davon gibt es mehr als genug auf den Rathäusern – wenn es um den Bau einer Moschee geht. Nicht nur in den Amtstuben, sondern auch im vielfarbigen Gemeinderat. Und das gilt für die gesamte Region Franken. JDU
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